Château Chanson, 26.10.2024

von Alva Liv Heiniger

Schloss Waldegg war ausverkauft. Wie immer, seit der zweiten Auflage vor rund zehn Jahren. Solothurn mag leichtfüssige und tiefgründige Lieder, wie es aussieht, sein hauseigenes Schloss und den mit Esprit und Wortwitz gesegneten Gastgeber, den Troubadour Ruedi Stuber.

Wer sang?

Spieglein & Spiegelei
Das Duo eröffnete stilvoll mit Chansons-Klassikern. Ruhiger im Vergleich zum furiosen Thuner Kaliedoskop 2023, wo es halt auch ein richtiges Klavier auf der Bühne gab, an das sich eine Sängerin schon mal lasziv – im Stile der 1930er – anlehnen konnte.
Aber die hohe musikalische Qualität des Frauen-Power Duos kam auch so rüber. Sowieso. Und die poetische und augenzwinkernde Wanderung durch neu zu entdeckende Liederwelten paarte sich nicht zuletzt ja auch wunderbar mit Georg Kreislers „Wanderniere“. Tja, wen man nicht so alles trifft, auf der Waldeck: Einen Knochen Namens Jochen, das hohe C und Lust auf mehr.

 

Hector ou rien
Die Lesenden mögen die beiden Genfer doch einfach gerne googeln.
Braucht man mehr über den Wort- und den Tastenakrobaten zu schreiben, als dass sie zusammen wohl für den frühen Höhepunkt des gesamten Abends sorgten?
Einfach packend. Zwei junge Künstler in Hochform.

Just Pearls
Noch ein Wiedersehen mit dem Thuner Kaliedoskop 2023. Diesmal als Duo mit Klavier. Musikalisch auf sehr hohem Niveau aber durch die versierte Begleitung halt auch nicht ganz so verletzlich, wie wenn die gebürtige US-Ametikanerin Kate Siegentaler mit ihren Englischen, Französischen und Berndeutschen Liedern alleine auf der Bühne steht. Und die Verletzlichkeit ihrer Lieder ist ja gerade ihr Markenzeichen.
„Haben Sie diese Lieder alle selber geschrieben?“, fragte nach dem Konzert eine Zuschauerin die Künstlerin. – Was für eine Frage bei einem Liedermacher-Konzert. Aber nach einem Auftritt von Just Pearls liegt die Frage halt trotzdem auf der Hand. – Schon toll, Kates fast schon sprachunabhängiger Zugang zu feinster Sprache in poetischen Bildern.

 

…Dann verstummte das Publikum kurz, obschon es nun endlich hätte reden können. Denn wer von den Rudolfs bekocht wird, kann für Augenblicke einfach nur noch stumm geniessen.

DUS
Ladinisch? Rätoromanisch? Alles!
DUS rockten die Bühne in den ebenfalls wundervollen zweiten Programmteil hinein. Der Zuspruch des begeisterten Publikums begeisterte das Duo seinerseits wiederum so sehr, dass es mitten im Konzert zwei Zugaben spielte. Ob das im Sinne des Erfinders war? Je nun, die Uhren stellten in dieser Nacht auf Winterzeit um. Das musste gefeiert werden.

 

 

 

Hansruedi Egli
Feinste Berndeutsche Chansons verbunden mit unglaublich versiertem Gitarrenspiel. Das einzige Solo des Abends. Und was für eines. Eine Ode ans Leben nach der anderen. Und zuletzt fand der Chansonnier, der den Traum von Frieden und Respekt bis zum letzten Atemzug nicht aufgeben will, und der nota bene bereits beim allerersten Gurten-Festival auf der Bühne stand, ein kleines Glück am Strassenrand und nahm es ganz sachte in seine warme Hand.
So machen wir‘s künftig auch.
Genau so.

Res Wepfer und Lisa Gretler
Sie zündeten das Schlussfeuerwerk.
Und wie!
Das war Chanson, Show und Musikkabaret vom Feinsten.

Hat es eigentlich noch freie Plätze für nächstes Jahr?

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