Château Chanson 2021 – ein feuriger Jahrgang

Text und Fotos: Alva Liv

Ruedi Stuber führte im ausverkauften Schloss Waldegg über Solothurn inspiriert und kongenial durch einen beseelten Abend mit Songs, Liedern und Chansons vom Feinsten.

Ben Vatter eröffnete. Mit eigenen Nummern sowie mit Mani Matter-Liedern über dessen eigenen „falschen“ Melodien. Der Sprachkünstler spielte so virtuos gleichzeitig auf der Berndeutschen Klaviatur und auf jener seines Pianos, dass das Publikum ihn zuletzt kreischend und stampfend verabschiedete.  Den auf ihn folgenden „Acts“ sollte es nicht „besser“ gehen.

Olga Tucek übernahm. Nach einer fulminanten Satire auf die Blocher-Schweiz, jodelnd und augenzwinkernd interaktiv mit dem Publikum, nahm sie dieses am Akkordeon in der Folge sicher an der Hand und sang vom Wenigen, an das wir uns in unserer letzten Stunde wohl noch erinnern werden und erinnern wollen. Olga kann das. Und es ging unter die Haut.

 

Pascal Gamboni brachte, zum Schluss des ersten Programmteils,  an der E-Gitarre seine ganze Britische Studio- und Strassenmusiker-Erfahrung auf die Bühne der Waldegg. Gambonis Rätoromanische Songs leitete er jeweils in kurzen, prägnanten Bildern auf Schweizerdeutsch ein, ehe seine Melodien und sein Groove das Publikum über Alpengipfel und Bergbäche segeln liess.
Dinner und Dessert waren vom Feinsten.

Die Hinterwäldler zündeten ein Folk-Feuerwerk an heissen Grooves unter fein arrangiertem Gesang, gewürzt mit Instrumentalsolos, die vom Publikum jeweils mit überschäumendem Zwischenapplaus quittiert wurden. Ihre Dialektbearbeitungen reichten von umwerfend komisch bis tieftraurig, letzteres allerdings so beseelt und getragen, dass man geneigt ist, die drei Jungs dereinst an der eigenen Beerdigung zu engagieren. So jedenfalls ihr morbid charmantes Angebot. Angenommen.

Vent Negru standen ebenfalls zu dritt auf der Bühne. Ihr Name meint einen Wind im Tessiner Onsernonetal, der aufklart und schönes Wetter bringt. Vent Negrus gesungener Dialekt wird in dieser Form nur noch von einer guten Handvoll Leuten gesprochen. Für die Ewigkeit einiger weiterer musikalisch hochstehender Momente lebt er hoffentlich noch in vielen Auftritten des Ensembles weiter.

Bruno Bieri zündete das Schlussbouquet. Der Musik-Clown ohne Schminke führte sein Publikum mit Obertongesängen über seinem Handpan-Instrument über Schweizer Kuhweiden und durch Berns und Basels Altstadt-Gassen, während er gleichzeitig Chinesischen Touristinnen seine Musik zu erklären versuchte. Achtung, Bruno, lachen ist gesund. Aber man kann auch schon mal Bauchweh kriegen davon!
Das nächste Château Chanson ist wohl schon fast wieder ausverkauft. Denn wer da dabei war, kommt wieder.

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